Schaumburger Nachrichten - Erst Galloway, später Wasserbüffel

Die Galloways machen Dr. Sylke Kölling ziemlich deutlich, was sie wollten: raus, raus, aber schnell. Es rumpelt und scheppert im Hänger, den die Tierärztin an den Kiesteichen in Hohenrode abgestellt hat.
 

Hohenrode (jaj). Doch die Veterinärin blieb eisern. Erst bekommen die Tiere eine „Wurmkur“, das muss sein, dann dürfen sie auf die Wiese. Im Laufe des vergangenen Sonntags zogen an den Kiesteichen außer den Galloways auch die anderen künftigen vierbeinigen Bewohner der Grünfläche ein: drei Esel und zehn Schwarzkopfschafe.

Gemeinsam sollen sie die Flächen links und rechts des Weges abweiden, damit hier keine Buschlandschaft zuwächst. Nur zum Wasser bleiben die Büsche als Windschutz und Revier für Vögel erhalten.

Rund sieben Hektar sind es, auf denen sich die Neuankömmlinge frei bewegen können, begrenzt durch Elektrozäune. Die hat Stefan Weiß aus Sassenberg gebaut, solide, mit vier Drähten, der Strom kommt von einer Solaranlage. Nur dort, wo eine Stromführung nicht möglich gewesen sei, habe man „leider“ Stacheldraht ziehen müssen, schilderte Nick Büscher, Vorsitzender des Rintelner Naturschutzbundes (Nabu). Im Sommer, kündigte er an, werde noch eine Weidehütte für die Tiere gebaut, als Schutz bei Dauerregen. Und auf die Halbinsel sollen noch Skuddenschafe kommen, wie sie schon auf der Hohenroder Obstbaumwiese grasen. Weil alle Tiere völlig unterschiedliche Gräser bevorzugen, habe die gemischte Beweidung den Vorteil, dass so die Flächen tatsächlich wie gewünscht offen gehalten werden.

Das Projekt wird von der Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung finanziert. Büscher war sichtlich begeistert: „Vor einem halben Jahr haben wir den Antrag gestellt. Super, dass das so schnell geklappt hat.“.

Als nächsten Schritt will die Nabu eine Nistplattform für Fischadler auf der Insel bauen und mehrere künstliche Inseln für Flussseeschwalben. Das sind Kanister, die schwimmen, obendrauf eine Plattform mit Kies und Sand als idealer Nistplatz.

Seeadler sind übrigens an den Kiesteichen bereits verlässlich gesichtet worden. Zuletzt sogar am vergangenen Sonntag von Hartmut Weigand, Leonhard Hilscher und Dietrich Molitor von der Nabu-Gruppe aus Obernkirchen, die mit Gästen einen vogelkundlichen Rundgang veranstaltet hatte. Es seien zwei Jungvögel gewesen, schilderte Hilscher. Möglicherweise seien die Seeadler vom Steinhuder Meer gekommen, vielleicht sogar von der Elbe, eine Entfernung, die für Adler kein Thema sei. Beobachtet habe man außerdem Feldlerchen, viele Entenarten, Hänflinge und Uferschwalben.

Einzig der Fischotter bleibt zurzeit noch in der Deckung. Büscher ist sich sicher, dass es bereits Fischotter an den Kiesteichen gibt. Vermutlich im Bereich der Flutmulde – hier hat der Nabu jetzt auch Fotofallen aufgestellt, um das dokumentieren zu können. Dort, wo der Stichweg zur Weser endet, will der Nabu, wie versprochen, eine Aussichtsplattform errichten lassen, gewissermaßen als Tausch für das Wegerecht.

Auch für die weiteren Flächen, die erst noch ausgekiest werden sollen und die sich der Nabu gesichert hat, gebe es schon konkrete Pläne, schilderte Büscher. Etwa in Höhe des Knickkruges soll eine Flachwasserzone entstehen für Watvögel und vielleicht sogar für Wasserbüffel. Utopisch ist das nicht. In Brandenburg und im Naturpark Unteres Odertal werden bereits erfolgreich Wasserbüffel für die Landschaftspflege eingesetzt. Wasserbüffel fressen alles und sind gute Schwimmer.

Entlang der Weser werde außerdem noch ein kleiner See, eine Flutmulde angelegt. Büscher geht davon aus, dass das je nach dem Tempo der Auskiesung etwa 2015 so weit sein könnte.

Noch zwei Anliegen hat Tierarzt Michael Kirchner, der das Weideprojekt begleitet: Er sei darauf angesprochen worden, dass auf den Weideflächen Jakobskreuzkraut wachse. Eine Pflanze, deren Gift die Leber von Weidetieren schädigen und letztlich zum Tod führen kann. Kirchner versicherte, die Weideflächen an den Kiesteichen seien für den geringen Tierbesatz so groß, dass die Tiere immer genug Gras fänden und schon deshalb nicht das Kraut fressen würden. Gefährlich werde Jakobskreuzkraut erst im Heu, vor allem für Pferde.

Und noch eine Bitte: Spaziergänger möchten auf keinen Fall die Weidetiere füttern, die Gefahr einer Kolik sei viel zu groß.

Quelle: http://www.sn-online.de/Schaumburg/Rinteln/Rinteln-Ortsteile/Erst-Galloways-spaeter-Wasserbueffel